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Mehr als Fußball

Der FC Saalfeld erinnert an Saalfelds Fußballgeschichte und plant Veranstaltungen


Was mit der Gründung des ersten Saalfelder Fußballvereins am 24. Januar im Jahre 1906 als verrücktes Novum in der Saalestadt Einzug hielt, sollte bis zum heutigen Tag, mittlerweile zur schönsten Nebensache der Welt erhoben, in besonderer Weise das gesellschaftliche Leben prägen.

 
Nach 111 Jahren schauen wir in eine dicke Chronik, deren erstes Kapitel im Januar des Jahres 1906 geschrieben wurde.  Zwölf Junge Männer um Eugen Popp und Karl Fricke gründen in der Gastwirtschaft "Preußischer Hof" am 24. Januar 1906 den "Fußballverein Saalfeld von 1906", nachdem bereits am 21. Januar ein Spiel gegen "FC Thuringia Jena" ausgetragen wurde. Ein Blick zurück zu den Wurzeln der schillernden Saalfelder Fußballgeschichte: Es ist die Zeit, da es in Thüringen nur wenige Vereine gibt, der Deutsche Meister VfB Leipzig heißt, gegabelte Holzpfosten als Tore aus den Schlosswiesen vor dem Schützenhaus ragen, ein junger Verein nur einen Lederball aus Berlin besitzt,  wo "goals" statt Tore fallen und die Mannschaft mit fünf Stürmern aufläuft, Frauen mit großen Hüten unter Tausenden Zuschauern sich an den "Wettspielen" ihrer Blau-Schwarzen vergnügen und Mannschafts-Photographien als Postkarten versendet wurden.  
 
Später beenden Weltkriege Sportlerleben, schneiden in junge Vereinsgeschichten und machen Fußballfelder zu Gemüsegärten. Vereine gehen in Neuen auf, werden aufgelöst oder verboten. Alte Kontrahenten gehen zusammen und trennen sich wieder, um in Betriebssportgemeinschaften ihre Wege fortzusetzen. Sie wechseln ihre Vereinsnamen und entdecken ihre Historie neu. Der Ball rollte unaufhörlich, über ein Jahrhundert, durch alle Gesellschaftssysteme, über Höhen und Tiefen.
 
Als im Januar 2014, wenige Meter vom historischen Gründungsort in der Blankenburgerstraße entfernt, in der Gaststätte "Loch", Vertreter der Vereine VfL 06 und FC Lok Saalfeld zusammenkommen, um dem Saalfelder Fußball mit der Vereinigung zum FC Saalfeld eine Perspektive zu entwickeln, schreiben sie fort, was genau heute vor 111 Jahren seinen Anfang nahm.   
 
Die kontrastreiche Vereinsgeschichte vom FV Saalfeld 1906 zum FC Saalfeld ist in einer Linie nachweisbar.
 
Bis zum heutigen Tag werden Woche für Woche neue Episoden dieser Chronik hinzugefügt. Was heißt hier Chronik, sie liest sich wie ein Thriller, gleichsam als Liebesroman zuweilen als Krimi. Es geht nicht nur um große Siege, Aufstiege und knapp verpasste Titel, um große Sportlerkarrieren und Persönlichkeiten wie einen Deutschen-Meister-Trainer, Saalfelder Stürmern bei Werder Bremen, ehemaligen Profis im Traineramt, die erste Frauenmannschaft und Thüringer Meister.  Auch geht es wie im richtigen Leben um die Kluft zwischen Ideal und Wirklichkeit, den großen Traum oder die kleinen Tragikkomödien, um Liebesbeweise oder einen tödlichen Schuss, um große Leidenschaft und tiefe Trauer, um persönliche Schicksalsschläge oder kollektives Glücksempfinden.
 
Der ausgerechnet in Saalfeld herangewachsene und in Deutschland als "Fußball-Poet" bekannte Schriftsteller Ror Wolf (geb. 1932) stellte fest: "Das Fußballspiel ist nicht die Fortsetzung des Lebens, sondern das Leben ist die Fortsetzung des Fußballspiels. Dann ist das, was im Spiel passiert, also nicht so wie im Leben auch, sondern: Das, was im Leben passiert, ist so wie am Samstag beim Spiel."
 
Aus Anlass des 111jährigen Jubiläums sind unter anderem ein Ehemaligentreffen am 1. April 2017 im Stadion sowie ein sportlicher Höhepunkt im Sommer geplant.
 
Christian Uthe

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